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„Du“oder „Sie“, welche Anrede soll am Arbeitsplatz verwendet werden?

In der Zahnarztpraxis ist ein gutes Arbeitsklima ein Grundpfeiler des Praxiserfolgs. Ein angenehmes aber auch respektvolles Betriebsklima sorgt für eine angenehme Behandlungsatomsphäre. Patienten legen sehr großen Wert auf eine stressfreie und angenehme Atmosphäre während sie behandelt werden. Während früher ein fast schon majestätisches Verhalten des Arbeitgebers (Zahnarzt/Zahntechnikermeister/Vorgesetzter) gegenüber dem zahnmedizinischen/zahntechnischen Fachpersonals als ein Zeichen von Souveränität aufgenommen wurde, ist dies heute nicht mehr der Fall. Höflichkeit und eine gepflegte Konversation tritt in den Vordergrund.

Auch die Umgangsformen im Team haben sich gewandelt. Während man früher den Respekt gegenüber älteren Kolleg*innen in den Vordergrund gestellt hat, ist heute die Tendenz zu einem kooperativen Miteinander und die Anerkennung der Spezialisierungen der einzelnen Teammitglieder von größerer Bedeutung.

Infolgedessen tritt auch immer häufiger die Frage auf „Du“ oder „Sie“. In vielen Situationen ist es schwierig, zu entscheiden, ob ein „Du“ oder ein „Sie“ angebracht ist. Das gilt im privaten aber auch im beruflichen Bereich. Fest steht, dass das „Du“ – teilweise unabhängig von der Hierarchie und der Altersstruktur in einer Zahnarztpraxis – immer populärer wird.  Wir wollen Ihnen aufzeigen, was es bei der Wahl der Anrede-Form zu beachten gilt und welche Vor- oder Nachteile das Duzen mit sich bringt.

Keine Frage der Zu- oder Abneigung

Die Einstellung einer neuen Mitarbeiterin oder einer Auszubildenden regt die Diskussion um das Duzen oder Siezen immer wieder an. Für junge Kolleginnen ist es vollkommen unproblematisch und selbstverständlich, gleich das „DU“ anzubieten, aber die Älteren sind hier unsicher oder duzen sich erst nach einem besseren Kennenlernen am Arbeitsplatz. In einigen Praxen oder Unternehmen gehört das „Du“ zur Unternehmensphilosophie. Schon beim Vorstellungsgespräch wird klar, dass alle, auch der oder die Chefs, sich mit allen Mitarbeitern und Auszubildenden duzen.

Duzen oder Siezen im Beruf hat mit internen Regelungen zu tun und weniger mit Zuneigung oder Ablehnung. Da, wo zum Beispiel Businesskleidung angebracht ist, gehört oft auch das „Sie“ zur Unternehmenskultur. Berücksichtigen Sie immer, welche Anrede-Regeln in Ihrer Praxis herrschen und welche Position Sie dort innehaben.

Welche Vor- und Nachteile bringt das Duzen?

Das „Du“ drückt eine gewisse Nähe, Intimität aber auch Vertrautheit zu einem anderen Menschen aus. Im Besonderen bei gleichaltrigen Kolleginnen baut es Barrieren und Hemmschwellen schneller ab und Fragen werden leichter gestellt. Man fühlt sich unter Kolleginnen/-en, die man duzt, ungezwungener und vielmals wohler, was eine schnellere Einbindung ins Team – unabhängig vom Alter oder der Nationalität – ermöglicht. Das „Du“ soll das „Wir-Gefühl“ stärken, Ehrlichkeit und Offenheit im täglichen Umgang realisieren und dazu führen, dass Probleme schneller angesprochen werden. Ein kooperatives Betriebsklima führt zu einem besseren Arbeitsergebnis.

Bedenken Sie jedoch, dass ein „Du“ ein respektvolles Miteinander auch erschweren und eine falsch verstandene Vertrautheit suggerieren kann, die im Umgang miteinander nicht förderlich ist. Es lockert die Stimmung auf und man ist am Arbeitsplatz geneigt, viele private Dinge mit einfließen zu lassen. Das „Du“ kann allzu schnell auch plump wirken, wenn sie beispielsweise über Privates oder Persönliches vor einem Patienten kommunizieren.

Eine Kollegin fragt eine andere vor Patienten: „Na, hast Du Dir mal wieder die Haare färben lassen?“ Wären die beiden beim „Sie“, wäre dieser Satz nie ausgesprochen worden. Die Kollegin hätte vermutlich eher so gefragt, „wow, sie haben aber eine tolle neue Haarfarbe.“

In vielen Praxen hat sich eine Mischform etabliert: Man bleibt beim „Sie“, spricht sich aber mit dem Vornamen an. Diese Anrede wird vor allem vom Chef gegenüber seinen Mitarbeiterinnen bevorzugt. So soll der Respekt voreinander gewahrt bleiben und dennoch eine emotionale Verbundenheit innerhalb des Teams geschaffen werden. Das „Du“ kann auch eine Form von Dominanz ausdrücken, wenn die ausgelernte ZFA die Auszubildende duzt, sich aber umgekehrt siezen lässt. In vielen Praxen ist diese Anrede auch zwischen Chefs und Mitarbeiter*innen üblich.

Ein Arbeitgeber sollte sich genau überlegen, wem er oder sie das „Du“ anbietet. Werden nur wenige Mitarbeiter*innen geduzt, kann das zu Rivalität und Neid führen – obwohl das „Du“ aufgrund einer besonders engen und langen Zusammenarbeit mit den Mitarbeiter*innen durchaus gerechtfertigt sein kann. Durch einen fehlenden Abstand kann die Lösung von Konfliktthemen – wie Einkommen oder Kündigung – schwieriger werden.

Welche Vor- und Nachteile hat das Siezen?

Das Siezen drückt eine gewisse Distanz zwischen den Kollegen*innen aus. Ein „Sie“ wirkt respektvoller als ein „Du“, aber auch möglicherweise steif. Siezen kann auch ablehnend wirken. Hier sollten Praxen eine einheitliche Regelung festlegen. Wer seine Arbeitskollegen gewöhnlich duzt und nur einige wenige siezt, wird dadurch mit hoher Wahrscheinlichkeit zum Ausdruck bringen, dass er mit Letzteren nicht besonders gut zurechtkommt. Wer das angebotene „Du“ immer ablehnt oder es niemandem anbietet, grenzt sich selbst aus. Gerade für Patienten kann das ablehnend oder distanziert wirken, da sie kritische Stimmungen schnell spüren und sich dann in der Praxis unwohl fühlen könnten.

Abschließend werden Sie feststellen, egal ob „Du“ oder „Sie“ – der Umgang untereinander sollte immer respektvoll und freundlich sein. Die Anrede ist nicht entscheidend für ein gutes Arbeitsklima oder den Respekt, den man einer/m Kollegin/en oder dem Chef entgegenbringt. Aber ein gutes Betriebsklima fördert die Freude an der Tätigkeit selbst. Freude ist eine Säule des Praxiserfolgs.

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